Karin Meiner
                 




Meiner Streifen
„Zug – Metamorphosen“
aus der Eröffnungsrede von Heidrun Wirth, DB-Museum Koblenz, Juli 2003
„Zug – Metamorphosen“
Fotoarbeiten/Digitale Malerei von Karin Meiner im DB-Museum in Koblenz


Bunte Blumen und Blüten scheinen von innen her aufzubrechen, Rhythmen, die wie elektronische Musik in der Luft liegen. Sie geben einen – wie es scheint – für Sekunden festgehaltenen statischen Moment in einem Kaleidoskop wieder und schweben wie bei „TEE-gelb Blume“ vor leicht changierendem gelben Hintergrund. (…) Diese Bilder erscheinen wie technische Orchideen oder Wunderblumen, ungerufen und unerwartet aufblühend, zu Ornamenten werdend, in ständiger Veränderung begriffen, zugleich wie Stills im Blick durch ein Kaleidoskop.
Das Futuristische wird noch gesteigert durch Schwerelosigkeit, Kälte, Transparenz und Leichtigkeit, die Bestimmungsstücke der Moderne (besonders in der Architektur) werden zu einem neuen Höhepunkt geführt.
Nicht umsonst gibt Karin Meiner als einen ihrer stilistischen Mitstreiter Thomas Bayrle an, der erst vor kurzem im Kölner Museum Ludwig seine akkumulierten Oberflächen aus unzähligen Designelementen gezeigt hat. Das Design, das, wie Richard Hamilton, der größte englische Pop-Art-Künstler beklagt, den bildenden Künstlern neben Werbung, Reklame und Kino noch den letzten Boden entzieht, wird eben – das ist der Trick – trotzig, unbekümmert und selbstbewusst in die künstlerische Arbeit integriert, statt umgekehrt die Kunst zum Verlöschen zu bringen.
In ihrem Zyklus „Zug-Metamorphosen“ hat sich Karin Meiner den verschiedenen Erscheinungsbildern der Lokomotiven und Zügen gewidmet und geht eine neue Mischung zwischen Futurismus und Dada ein. (…)
Sie greift das Design der Bahn auf und verfremdet es – mittels Mouseklick – spielerisch und schwerelos zu neuen zauberhaften Gebilden, wie TEE-Blumen, Fischen oder Blüten, durch Reihungen, Verschiebungen, Doppelungen, Kippungen, Aufblähungen, Verzerrungen und ornamentalen Anordnungen zu seltsamen, so noch nicht gesehenen Gebilden, in jedem Fall zu einem bunten, vieldeutigen, labyrinthhaften Vexierspiel für das Auge. „16, nach Paul Klee“ heißt ein Bild mit kleinen Segmenten auf rotem Grund, unschwer zu erkennen, dass diese Module auch anderweitig im Zyklus enthalten sind, Und wie bei Paul Klee, der seine Bilder gern zerlegt und wieder verschieden zusammengesetzt hat, setzt auch bei Karin Meiner ein ständiger Umwandlungs- oder heute sagt man besser „Recyclingprozess“ ein, noch weit reibungsloser im Land der schwerelosen, virtuellen Metamorphosen als einst bei Paul Klee.

aus der Eröffnungsrede von Dr. Heidrun Wirth im DB-Museum Koblenz, Juli 2003
Zurück